Liebe Mitglieder, liebe Naturfreunde,
es ist immer wieder spannend, wenn wir im FGC in der Natur etwas entdecken, das wir bisher noch nicht dokumentieren konnten: Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) war 2023 Wildtier des Jahres und hat vermutlich auch zu diesem Zeitpunkt schon auf unserem Golfplatz gelebt – nachweisen konnten wir ihn jedoch erst in den vergangenen Tagen. Unter der Annahme, dass Bilche auf dem Golfplatz vorkommen hatten wir vor ungefähr zwei Jahren bereits einen Bilchkasten in dem Bereich aufgehängt, in dem jetzt tatsächlich einer entdeckt wurde. Man braucht halt immer auch ein bisschen Glück und den richtigen Moment bei der Naturbeobachtung.
Wir haben uns also sehr gefreut, als unsere Greenkeeper beim Räumen einen niedlichen Gartenschläfer entdeckt haben, der sich das Blasrohr eines Laubbläsers als Winterschlafplatz ausgewählt hatte. Beim Hantieren fiel das Tierchen mit Nistmaterial auf den Boden und blieb dort eingerollt und fest schlafend liegen. Um ihn nicht weiter zu stören, wurde er in einen ausgepolsterten Karton in eine ruhigen Ecke in der Nähe des Fundortes gelegt, um den Rest seines Winterschlafs ungestört verbringen zu können.
Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ist ein kleines, vorwiegend nachtaktives Nagetier, das zur Familie der Bilche oder Schlafmäuse gehört. Er ist etwa 15 bis 20 Zentimeter lang, sein Schwanz nochmal rund 12 bis 16 Zentimeter und er wiegt 60 bis 90 Gramm bzw. im Winter bis über 130 Gramm. Er lebt in Waldgebieten, besonders in lichten Wäldern und Gehölzsäumen, aber auch in Gärten und Parks und bevorzugt Strukturen mit dichtem Unterwuchs und einer Mischung aus Bäumen und Sträuchern. Tagsüber ruht er in kugelförmigen Nestern, die er in Baumhöhlen und gerne in Nistkästen, aber auch frei im Gebüsch baut. Auch auf Dachböden und in Gartenhäusern kann der Gartenschläfer vorkommen. Während der Paarungszeit ab April sind die Gartenschläfer sehr auffällig und mitteilsam. Die Weibchen signalisieren durch lautes Pfeifen ihre Paarungsbereitschaft. Die Männchen streiten sich lautstark und aggressiv um die Weibchen. Bereits im Mai werden die ersten Jungen in Baumhöhlen, Nistkästen oder ausgeräumten Vogelnestern geboren.
Wegen seiner auffälligen schwarzen Kopfzeichnung, die man auf unserem Foto erkennen kann, wird der Gartenschläfer auch die "Schlafmaus mit der Zorro-Maske“ genannt. Der Name „Schlafmaus“ trifft nur teilweise zu: Bilche halten zwar einen langen Winterschlaf von Oktober bis März, sind aber keine Mäuse, sondern eine eigene Familie der Ordnung der Nagetiere. Andere auch in Deutschland vorkommende Bilche sind der Siebenschläfer (Glis glis), die Haselmaus (Muscardinus avellanaraius) und der sehr seltene Baumschläfer (Dryomys nitedula).
Der Gartenschläfer ernährt sich von Früchten, Samen, Insekten und anderen kleinen Tieren. Im Herbst frisst er besonders viele Früchte, um Fettreserven für den Winterschlaf anzulegen. Im Natursystem Wald spielt der Gartenschläfer eine wichtige Rolle als Samenverbreiter und als Teil der Nahrungskette. Er trägt zur Verbreitung von Pflanzen bei und dient als Beute für verschiedene Raubtiere. Seine Präsenz ist somit ein Indikator für die Gesundheit des Waldökosystems.
In Deutschland steht der Gartenschläfer unter Naturschutz und ist als eine nationale Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung (BBV) eingestuft. In der Roten Liste Hessen ist der Gartenschläfer Kategorie 3 (gefährdet), was bedeutet, dass sein Bestand beobachtet und geschützt werden muss da er leider in einigen Regionen durch Verlust des Lebensraumes und andere Umweltveränderungen bedroht ist.
Wir hoffen, dass auch Ihnen die Entdeckung des Gartenschläfers gefallen hat, und freuen uns, wenn Sie Ihre Beobachtungen zu Flora und Fauna auf unserem Golfplatz mit uns teilen.
Ihre Dr. Sabine Luft
(Platzausschuss/Golf&Natur)