Golfgenuss und Spitzensport mitten in
Frankfurt

Golf&Natur/Lebensraum Golfplatz: Naturführung im FGC

Revierförster Knöffel präsentiert das "Schatzkästchen Golfplatz" aus seiner Perspektive

Liebe Mitglieder, liebe Gäste,

die Veränderungen und Herausforderungen durch den Klimawandel sind auch im Frankfurter Golf Club sehr deutlich zu spüren, besonders nach den extremen Trockenjahren seit 2018!

"Wald der Zukunft"
Im Rahmen unserer Naturschutzaktivitäten pflegen und fördern wir den Waldbestand und die Naturverjüngung in den Waldbereichen unseres Clubs mit dem Ziel, auf lange Sicht einen „Wald der Zukunft“, einen Mischwald mit Pflanzen und Baumarten zu erhalten, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen als die Pflanzen und Bäume, die teilweise seit mehr als einhundert Jahren hier wachsen.

Das geschieht in Zusammenarbeit mit der Fachabteilung StadtForst des Grünflächenamtes der Stadt Frankfurt (früher Forstamt) – vertreten durch den für Niederrad und damit auch für uns zuständigen Revierförster Andreas Knöffel. Er ist seit mehr als 30 Jahren Förster, seit 1991 in Frankfurt-Niederrad tätig und damit der für uns zuständige Revierförster, mit dem wir auf viele Jahre guter Zusammenarbeit zurückblicken dürfen. Zudem ist Andreas Knöffel auch 1. Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Frankfurt. 

Zu seiner Arbeit und seinen Aktivitäten informiert Andreas Knöffel regelmäßig auf Social Media: 
https://www.facebook.com/andreas.knoffel 
und 
https://www.instagram.com/andreasknoffel/?hl=de

Den Golfplatz aus einem anderen Blickwinkel kennenlernen
Wir haben uns sehr gefreut, dass unser Revierförster für Sie, liebe Mitglieder, eine Führung durch die Waldgebiete unseres Golfplatzes angeboten hat, um Ihnen den Golfplatz aus einer anderen Perspektive zu zeigen. Dabei betont er gerne, dass es etwas Besonderes ist, so ein „Schatzkästchen“ im Revier zu haben. Beispielsweise ist durch die Bewässerung vor allem der Zustand der am Fairwayrand stehenden Bäume deutlich besser als außerhalb des Golfplatzes, denn sie wachsen mit flachen Wurzeln weit in das Fairway und ziehen sich Wasser.

Damit auch berufstätige, naturinteressierte Golferinnen und Golfer an unserer Führung teilnehmen konnten, hatte unser Revierförster für die Tour das Wochenende vorgeschlagen und so haben sich über 20 Teilnehmende am frühen Sonntagnachmittag vor dem Caddiehaus getroffen.

Totholz und Habitat-Bäume
Nach einer kurzen Vorstellung und Einführung sind wir zur zehnten Bahn gelaufen und haben uns rechts bei der erst kürzlich umgestürzten Eiche versammelt. Hier haben wir von Andreas Knöffel erfahren, dass dieser inzwischen zurechtgestutzte und sicher liegende Baum dort liegen bleibt. Wie andere umgestürzte Bäume auch wird er langsam zerfallen und dabei Kleintieren und Insekten Nahrung und Schutz bieten. Weitere besondere Lebensräume sind das auf unserem Golfplatz vorhandene Totholz und die inzwischen zahlreichen Habitat-Bäume (von lat. habitare = bewohnen) – das sind im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht „abgeklotzte“ oder zum Beispiel durch Stürme abgebrochene Bäume, die teilweise als Stamm oder Stumpf stehengelassen werden. Revierförster Knöffel bemerkte, dass ihm lebende, gesunde Bäume natürlich am liebsten sind, aber auch als Totholz oder Habitat-Baum sind sie ökologisch wertvoll. Mehr dazu auf Seite 31/32 unserer G&N Broschüre!

Baum der Zukunft – Beispiel Flatterulme
Weiter ging es zu den im zurückliegenden Jahr eingesetzten Flatterulmen (Ulmus laevus) zwischen Bahn 9 und 10. Diese sind Beispiele für einen „Baum der Zukunft“, da sie nicht nur mit langen Perioden von Feuchtigkeit, sondern auch mit den inzwischen häufiger auftretenden, längeren Trockenzeiten gut zurechtkommen. Weitere auf dem Golfplatz eingesetzte Bäume, von denen wir uns eine bessere Anpassung an den Klimawandel erhoffen, sind beispielsweise Flaumeiche (Quercus pubescens), Zerreiche (Quercus cerris), Esskastanie (Castanea sativa), Hainbuche (Carpinus betulus) und Wildkirsche (Prunus avinus) bzw Wildapfel (Malus sylvestris). Welche dieser Baumarten letztendlich bestehen können, werden wir wahrscheinlich erst in fünf Jahren, teilweise erst in zehn Jahren sehen.

Heldbockbaum
An Bahn 13 links steht eine alte Eiche, die leider deutliche Spuren eines Befalls durch den Heldbock- oder "Großer Eichenbock"-Käfer (Cerambyx cerdo) zeigt: Auffällig sind große Bohrlöcher in der Rinde und grobes Bohrmehl am Stammfuß. Der Heldbock ist wie der Hirschkäfer einer der größten Käfer Mitteleuropas und ebenfalls streng geschützt, da er insgesamt sehr selten ist, auch wenn er beispielsweise im Süden von Frankfurt und auch bei uns auf dem Golfplatz, recht häufig zu finden ist – wir alle haben schon welche beobachten können. Der Heldbock befällt stehende, lebende Stämme von sonnenexponierten, alten und nicht mehr vitalen Eichen; lebenswichtig für die Käfer ist allerdings ein noch vorhandener Saftfluss. Die Entwicklung zum ausgewachsenen Käfer dauert drei bis fünf Jahre, der dann noch ungefähr zwei Monate lebt. Der erwachsene Heldbock hält sich fast ausschließlich auf oder um seinen „Geburtsbaum“ auf.

Projektflächen /Spätblühende Traubenkirsche
Natürlich sind wir auch zu den Projektflächen zwischen Bahn 13 und 15 gegangen. Dort wurden tiefreichende Rodungen zur Entfernung der invasiven und andere Arten verdrängenden Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) durchgeführt, die sich leider in den zurückliegenden Jahren im Frankfurter Stadtwald und auch in den Waldbereichen des Frankfurter Golf Clubs sehr ausgebreitet hat.

Beide Bereiche wurden zum Schutz vor Wildverbiss eingezäunt (es gibt dort Rehe – während wir Herrn Knöffel zuhörten, sahen wir zwei davon, zum Glück außerhalb des eingezäunten Bereiches). In einigen Jahren erhoffen wir uns dort wieder einen gesunden, gemischten Waldbestand mit Laub- und Nadelbäumen. Der Bereich wird im Wesentlichen in Ruhe gelassen. Wir setzen auf die natürliche Verjüngung durch aus Früchten der Altbäume nachwachsende Sprösslinge, unterstützt durch das Einsetzen geeigneter Stecklinge (wie beispielsweise Flatterulme, Hainbuche, Kirsche oder Zerreiche). Ob es Erfolg hat und die Spätblühende Traubenkirsche dauerhaft in die Schranken gewiesen werden kann, werden wir auch hier erst in einigen Jahren sehen. Revierförster Knöffel wies darauf hin, dass das auf Sandböden lange dauern kann. Für die Teilnehmenden unserer Führung war dieser Bereich des Golfplatzes bisher recht unbekannt, bei einer Golfrunde kommt das nicht ins Spiel.

Siehe auch unseren Artikel aus dem März dieses Jahres: "Golf & Natur – gemeinsam für den Wald der Zukunft"

Betretungsverbot zwischen Bahn 12 und 17
Zum Abschluss des Rundgangs und bevor es am Halfway House von Kilian Byrne gebackenen, leckeren Zwetschenstreuselkuchen gab, wies Revierförster Knöffel auf den Bereich zwischen den Bahnen 12 und 17 mit der Benjeshecke und dem Betretungsverbot hin. Gerade hier haben die Bäume unter der Trockenheit der vergangenen Jahre sehr gelitten. In den Baumkronen sieht man deutlich, wie viele Bäume bereits angegriffen sind und in naher Zukunft absterben werden. Durch das Betretungsverbot sollen die dort natürlich nachwachsenden Baumsprösslinge geschützt und die Naturverjüngung gefördert werden. Von den jungen Bäumen, die sich daraus entwickeln, kann man erwarten, dass sie besser an die Bedingungen des Standorts angepasst sein werden und in Zukunft besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen als beispielsweise aus Baumschulen gekaufte Bäume. Auch hier wurden zusätzlich Baumsprösslinge eingesetzt, die die natürliche Wiederaufforstung unterstützen sollen.

Kurzweilig, informativ, bereichernd!
Es war für alle spannend, Bereiche des Golfplatzes zu sehen, die abseits der Spielbahnen liegen und zur Förderung der Biodiversität sowie zum Schutz und Aufbau der Waldbereiche beitragen. Unser Revierförster hatte auch Informationsmaterial und Broschüren zur Waldstrategie und zum Stadtwald allgemein dabei, die im StadtWaldHaus oder auf Nachfrage bei uns erhältlich sind. Wenn Sie sich weiter über die angesprochenen Themen besonders im FGC informieren möchten, weisen wir auf die Berichte auf unserer Webseite, die G&N-Broschüre und besonders auf das Interview mit Revierförster Knöffel aus dem Jahr 2024 hin.

Über die lebhafte Teilnahme und die vielen interessierten Fragen hat sich unser Revierförster sehr gefreut und ist gerne bereit, weitere Fragen zu beantworten, wenn er bei uns auf dem Platz unterwegs ist – wir bedanken uns herzlich!

Ihre Dr. Sabine Luft
Platzausschuss/Golf&Natur